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Testete Pharmakonzern Pfizer illegal in Nigeria?

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Artikelstatus: Fertig 12:47, 11. Mai 2006 (CEST)
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Washington, D. C. (Vereinigte Staaten), 11.05.2006 – Wie die Washington Post am Sonntag unter Berufung auf eine ihr zugespielte Kopie eines unveröffentlichten Berichts nigerianischer Sachverständiger berichtete, soll der international tätige Pharmakonzern Pfizer im Jahre 1996 ein nicht zugelassenes Antibiotikum an nigerianischen Kindern getestet haben und dabei nigerianisches und internationales Recht gebrochen haben.

Der Bericht, von dem nur drei Exemplare existieren sollen, liegt angeblich bereits seit fünf Jahren in den Schubladen nigerianischer Behörden als Verschlusssache. Die Informationsquelle für diesen Bericht der Washington Post ist eine namentlich nicht genannte Person, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte.

Der Vorfall, um den es geht, soll sich im Jahre 1996 in Kano (Nigeria) zugetragen haben. Aus angeblich uneigennützigen Motiven soll sich der Konzern an der Bekämpfung einer Meningitis-Epidemie beteiligt haben, die bereits 15.000 Afrikaner getötet haben soll. Dabei sollte das neu entwickelte Antibiotikum Trovan getestet werden.

Fünf Kinder starben, nachdem ihnen das vorher nie zur Behandlung von Meningitis eingesetzte Medikament verabreicht worden war. Es gab allerdings keine harten Fakten, die den ursächlichen Zusammenhang zwischen der Einnahme des Medikaments und den Todesfällen belegen konnten. Es sollen bei einigen der Versuchspersonen auch Fälle von Arthritis aufgetreten sein.

Der Hauptvorwurf gegen den Pharmakonzern besteht darin, bei seinem Vorgehen einen Rechtsbruch begangen zu haben. Ein Einverständnis der behandelten Personen, sich einem solchen Test zu unterziehen, habe nicht vorgelegen, ebensowenig wie eine Zustimmung der Eltern der behandelten Kinder. Eine Genehmigung der nigerianischen Regierung sowie ein angeblich von einem nigerianischen Ethikkomitee stammender Brief, in dem diese Institution angeblich ihre Zustimmung fixiert haben soll, liegen nicht vor. Dieser Brief war von dem Konzern Pfizer jedoch als Rechtfertigung für sein Vorgehen angegeben worden. Das Gutachten der Sachverständigen kommt zu dem Schluss, dass dieser Brief gefälscht worden sei.

Nach dem ersten Bekanntwerden des Feldversuchs des Pharmakonzerns in Nigeria hatte es in dem Land Demonstrationen gegeben. Außerdem wurde der Konzern im Jahre 2001 von 30 nigerianischen Familien vor einem New Yorker Gericht verklagt. In der Anklage wurde dem Konzern eine „grausame, inhumane und erniedrigende Behandlung“ der Patienten vorgeworfen. Ein US-amerikanischer Richter hatte den Fall jedoch wegen Nichtzuständigkeit des Gerichts abgewiesen. Nach der Veröffentlichung des geheimen Berichts scheinen die Chancen für die Wiederaufnahme des Prozesses jedoch wieder zu steigen.

Im Juni 1999 veröffentlichte die US-amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde eine Warnung bezüglich des Medikaments Trovan, die sich an Ärzte richtete. Darin wurde auf die Gefahr möglicher Leberschädigungen hingewiesen. Das Medikament könne nur bei Patienten angewandt werden, die bestimmte spezifische Kriterien erfüllten. Es wurde ausdrücklich davor gewarnt, das Medikament über den Internethandel zu beziehen.

Der Vertrieb des Antibiotikums Trovafloxacin (TrovanTM) wurde von Pfizer im Juli 1998 wegen „schwerer hepatischer Nebenwirkungen“ (Deutsches Ärzteblatt 96) eingestellt. Die Europäische Kommission hatte das Medikament 1998 zugelassen und später wieder verboten. Bis April 1999 war Trovan über 2,5 Millionen Mal verschrieben worden.

Quellen