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Walfang-Kommission: Walfang-Befürworter erzielen ersten Teilerfolg

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Artikelstatus: Fertig 00:35, 20. Jun. 2006 (CEST)
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Walfangharpune

Basseterre (St. Kitts und Nevis), 20.06.2006 – Ein Sprecher des WWF sieht „das Ende des Walschutzes“ gekommen. „Die Resolution ist inhaltlich ein einziger Skandal“, äußerte der Vertreter Brasiliens auf der Jahreskonferenz der Internationalen Walfangkommission. Was war geschehen? Die Befürworter eines kommerziellen Walfangs konnten sich erstmals seit Bestehen des Walfangmoratoriums in einer Kampfabstimmung mit ihren Vorstellungen durchsetzen. Mit 33 zu 32 Stimmen stimmte die 58. IWC-Jahrestagung auf der Karibikinsel St. Kitts und Nevis am Montag einer Resolution zu, die die Ziele der Kommission umdefiniert. Nicht der Schutz der Wale sollte die Ziele der Kommissionsarbeit bestimmen, sondern die Verbesserung der „Kontrolle des kommerziellen Walfangs“.

Die großen Walfangnationen Russland, Island, Norwegen, Grönland und vor allem Japan kämpfen seit Jahrzehnten um die Aushebelung des 1986 beschlossenen kommerziellen Walfangverbots. Ein beliebtes Schlupfloch des geltenden Vertrages war bisher schon die Umdefinierung des eigenen Walfangs als rein „wissenschaftlichen Zwecken“ dienendes Unterfangen. Dies genügte den kommerziellen Interessen der Walfangnationen jedoch nicht. Systematisch und – wie sich jetzt zeigt – offenbar erfolgreich wurde an der Verschiebung der Kräfteverhältnisse innerhalb der Walfang-Kommission gearbeitet. Dabei schreckte Japan nach Ansicht von Beobachtern auch nicht vor gezielter Manipulation der Mehrheitsverhältnisse durch Stimmenkauf zurück. Mehreren Entwicklungsländern wurden Zusagen über Entwicklungshilfe gegeben, wenn sie der Kommission als neue Mitglieder beitreten und dort ein entsprechendes Abstimmungsverhalten an den Tag legen würden. Dabei sind Länder, die nicht das geringste eigene Interesse an Fragen wie dem Walfang haben, weil sie weder eine Meeresküste noch eigene Walfangschiffe besitzen wie beispielsweise die Mongolei. Auch mehrere Karibikstaaten sind unter den neuen willfährigen Parteigängern Japans. Dass sich die Praxis des Stimmenfangs für Länder wie Japan durchaus lohnen kann, rechnet Greenpeace vor. Ein Kilo Walfleisch erzielt auf dem japanischen Markt umgerechnet bis zu 300 Euro.

Die Scheinargumentation, derer sich die Befürworter eines ausgeweiteten Walfangs mit kommerzieller Zielrichtung dabei bedienten, rief bei den Gegnern einer Freigabe des kommerziellen Walfangs nur noch Gelächter hervor. Die wissenschaftliche Unhaltbarkeit der vorgebrachten Argumente war zu offensichtlich. So wurde unter anderem behauptet, Wale seien mitverantwortlich für das Fischsterben in den Ozeanen, deshalb müsse ihnen zu Leibe gerückt werden. Ein weiteres Argument: Der Walfang sei ein probates Mittel zur „Armutsbekämpfung in küstennahen Regionen“. Beobachter sind überzeugt, dass nicht einmal Japan selbst an die eigene Argumentation glaubt. Der WWF-Walfangexperte Volker Homes kommentierte die vorgebrachten Argumente mit den Worten: „Das ist kompletter Unsinn und wissenschaftlich längst mehrfach widerlegt.“

Nachdem Japan mit seiner Strategie in mehreren Abstimmungen unterlegen war, unter anderem mit dem Versuch, die Aufhebung der bestehenden Walfangschutzzonen in der Antarktis durchzusetzen, gelang dem Land schließlich bei der letzten Abstimmung mit Hilfe Dänemarks, das die Interessen Grönlands hier unterstützte, der Abstimmungserfolg für die genannte Resolution.

Das beschlossene Papier ist zurzeit nicht mehr als ein Achtungserfolg für die Walfangbefürworter. Es ist jedoch nach Ansicht von Beobachtern ein Warnsignal, dass eine weitere Verschiebung der Mehrheitsverhältnisse in der Kommission vorbereitet wird. Im Gegensatz zum Jahr 2000, wo es nur ganze neun Länder gab, die gegen das Moratorium zum Schutz der Wale eintraten, sind es nun nach Schätzung des WWF wenigstens 33 Länder von der auf 70 Mitglieder angewachsenen Organisation. Vorerst gilt die bestehende Beschlusslage zum Schutz der Wale jedoch weiter, weil eine Aufhebung des alten Beschlusses eine Zwei-Drittel-Mehrheit erfordert. Der diesjährige Konferenzverlauf deutet jedoch zumindest ein Umdenken der Kommission an – oder, wie es Stefanie Werner von der Umweltorganisation „Greenpeace“ ausdrückte: Das 58. Jahrestreffen der internationalen Walfang-Kommission war „der Anfang vom Ende des Walschutzes“.

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Quellen