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Wissenschaftler: Kabeljaubestände trotz veränderter Fangquoten weiter bedroht

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Artikelstatus: Fertig 14:40, 22. Dez. 2006 (CET)
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Brüssel (Belgien), 22.12.2006 – Die EU-Agrar- und Fischereiminister einigten sich gestern auf ihrem Jahrestreffen auf neue Fangquoten für die kommerzielle europäische Fischerei. Wissenschaftler warnen seit Jahren vor einer Überfischung der Bestände in den europäischen Gewässern. Auf der anderen Seite stehen die kommerziellen Interessen der Fischfangflotten und der fischverarbeitenden Industrie. Nach zähen mehrtägigen Verhandlungen einigten sich die Minister auf eine Verringerung der Fangquote für den Dorsch (= Kabeljau) um sieben bis zehn Prozent (in Abhängigkeit von der Maschengröße der verwendeten Netze). Die EU-Kommission hatte eine Senkung der Fangquoten für den Kabeljau um 25 Prozent vorgeschlagen. Über die Eckdaten eines so genannten Managementplans für die bedrohten Bestände von Scholle und Seezunge wurde noch keine endgültige Einigung erzielt. Immerhin sollen deren Höchstfangmengen um 12,5 Prozent bei den Schollen und um 15 Prozent bei der Seezunge gesenkt werden. Bei der Sardellenfischerei musste sich die EU-Kommission, die für das erste Halbjahr 2007 ein vollständiges Fangverbot vorgeschlagen hatte, dem Druck Spaniens und Frankreichs beugen. In der Bucht von Biskaya dürfen von Mitte April bis Mitte Juni wieder Sardellen gefischt werden, wenn auch unter Aufsicht von wissenschaftlichen Beobachtern.

Während der deutsche Agrar-Staatssekretär Gert Lindemann von einem guten Ergebnis sprach, wurde der erzielte Kompromiss von wissenschaftlicher Seite sowie von Umweltschutzorganisationen kritisiert. Siegfried Ehrlich von der Bundesforschungsanstalt für Fischerei in Hamburg sagte: „Das entspricht nicht den Anforderungen, die wir als Wissenschaftler stellen.“ Ein Greenpeace-Experte argumentierte in der gleichen Richtung: „Die Fischereiminister haben wieder einmal die wissenschaftlichen Empfehlungen ignoriert und viel zu hohe Fangquoten beschlossen.“ Nach Ansicht von Greenpeace müssten zur Erhaltung der Fischerei in der Zukunft effektivere Maßnahmen zum Schutz der Bestände ergriffen werden. Greenpeace forderte die Einrichtung größerer Gebiete, in denen kein Fisch gefangen werden darf. Theo Maack von Greenpeace: „Der Kabeljau nähert sich immer schneller der kommerziellen Ausrottung.“

Der WWF gibt die durchschnittliche verzehrte Menge an Fisch durch die EU-Bürger mit jährlich 22 Kilogramm Fisch und Meeresfrüchten pro Kopf an. Eine herausragende Rolle spiele laut WWF der Kabeljau auf dem Speiseplan der Europäer.

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Quellen